Text: Tonia von Gunten, Elternpower.ch
Gratulation!
Viele Kinder haben bald Ferien. Eine sehr spezielle Zeit, dichtgedrängt folgt ein Anlass dem nächsten und schon ist wiederum ein Kindergarten oder Schuljahr um.
Schulschluss und Ferienbeginn
Da gibt es noch Schultheater, Verabschiedungen, letzte Tests, Aufräum-und Putzarbeiten, Kindergeburtstage, Essen, speziellen Lektionen, Schulreisen, Sommer- und Abschlussfeste. Und dann heisst es für viele wirklich „Lebewohl“ zu sagen. Plötzlich ist es soweit und die Lehrerin, die tagtäglich mit den Kindern zusammen war, übernimmt nach den Ferien neue Schüler. Die bekannten Freunde kommen in eine andere Klasse. Ob man das dann toll findet oder es einem wehmütig stimmt, eine Veränderung steht an. Ich habe keine Ahnung, wie es den Kindern dabei geht. Vielleicht spüren sie diese Gefühle, die sie da gerade erleben, auch zum ersten Mal. Bestimmt ist es eine spezielle Zeit in eben dieser letzten Woche vor den Ferien.
Endspurt!
Nun ist es also geschafft, das Kita-, Kindergarten- oder Schuljahr. Halten Sie ein bisschen inne und würdigen Sie das geschaffte Jahr. „Du bist da immer Tag für Tag hingegangen. Ob du müde warst, traurig oder manchmal auch nicht ganz fit. Auch wenn du vielleicht gerade etwas Tolles in deinem Zimmer gebaut oder gespielt hast, du musstest los, immer um die gleiche Zeit, ab ins Schulzimmer. Dafür sage ich dir danke!“ Es ist wirklich nicht selbstverständlich und sicher nicht immer einfach für Ihr Kind gewesen. So wie wir Eltern auch nicht immer nur aufgestellt sind und tolle Tage haben, auch müde und gestresst sind, uns über die Vorgesetzen oder Kollegen ärgern... genau so geht es auch unseren Kindern! Nur haben diese nicht dieselben Möglichkeiten wie wir. „Ich kündige!“ geht in der Schule doch eher schlecht... Gratulieren Sie Ihren Kindern.
Feiern Sie ein Fest.
Stimmen Sie nicht ein ins Klagelied vieler Eltern, wie mühsam das doch sei mit den Kindern vor oder in den Ferien. Lernen Sie die Kinder immer wieder neu kennen! Beobachten Sie gut und halten Sie zusammen die schönen Momente fest, was ja heute dank Mobiltelefon etc. wunderbar einfach geht. So ein paar Fotos und Filmchen dann mal zusammen schauen, ist doch herrlich! „Schau mal, da war ich auf der 1. Schulreise. Oder da, meine erste Zahnlücke! Und hier, unser Schultheater...“ Unser Gedächtnis kann sich ja neben Daten und Fakten auch Emotionen merken, und unsere Glücksfähigkeit kann dadurch gesteigert werden. Also, schaffen wir uns immer wieder selber schöne Momente in unserer Familie! Feiern wir mit den Kindern selber mal ein kleines Fest (vielleicht in den Ferien, wenn alles in ruhigeren Bahnen verläuft.) Das kann auch ganz spontan und einfach geschehen. Vielleicht gibt’s mal ein Essen, das alle mögen. Zum Beispiel einfach Salami, Fanta und Chips, wenn Sie sonst immer für gesunde Ernährung sorgen. Oder ein Essen mit den Fingern, einen Film mit Popcorn...
Stossen Sie an auf das erreichte und abgeschlossene Schuljahr. Und es sollte nicht mehr das Thema sein, wie es lief. Es ist durch! Ich gehe heute davon aus, dass Kinder meist ihr Bestes geben. Und wenn es dann halt auch nicht immer das ist, was ich mir unter „dem Besten“ vorstelle.
Kinder sind keine Knete.
Wir Eltern haben ja die dumme Gewohnheit, unsere Kinder immerzu formen und biegen zu wollen. Mir irgendetwas sind wir meist unzufrieden. Ich kenne sozusagen keine Eltern, die mit Ihren Kindern einfach glücklich sind. (Das sind die Kinder übrigens mit Ihren Eltern auch nicht immer.) Wir denken, den Kindern ständig sagen und zeigen zu müssen, was wir für gut und richtig halten. Unglaublich, wieso können wir unsere Mitmenschen nicht einfach so nehmen, wie sie sind? Stellen Sie sich jetzt bitte mal vor, jemand würde Ihnen mehrmals täglich genau das sagen, was Sie zu Ihren Kindern sagen. Was Sie zu tun hätten „Jetzt!“ Und wie Sie es machen sollen „Bitte, iss jetzt endlich schöner, das kannst du nun wirklich besser!“ Und was Sie falsch machen würden „ich habe dir schon 1000 Mal gesagt, dass du aufessen und zuerst den Tisch abräumen sollst, bevor du spielen gehst“ und Sie dann noch für Dumm hält „verstehst du das denn nicht? Muss ich es dir aufschreiben?“ oder Ihnen zum Schluss noch droht „Also, wenn das so nicht klappt, müssen wir konsequent sein. Du erhältst kein Dessert oder wirst nicht mehr dies oder das...“
Wie wäre das für Sie? Kinder sind keine Knete, die man drücken und formen kann wie es uns gerade passt. Überlegen Sie sich doch das nächste Mal, wenn Sie ihr Kind „zu formen versuchen“, ob dies wirklich nötig sei. Ist es wirklich wichtig für Sie, dass Ihr Kind zum Beispiel immer den Tisch abräumt? Oder sind Ihnen andere Sachen im Moment vielleicht wichtiger? Falls es für Sie wichtig ist, dann sagen Sie dies dem Kind in einer ruhigen Minute. „Kind, ich habe die letzten Jahre immer den Tisch abgeräumt. Ich will dies nicht mehr tun und möchte, dass du das machst. Kannst du das übernehmen?“ Und dann lassen Sie dem Kind mal ein bisschen Zeit und sehen, wie es weiter geht...
Ferienzeit
Vielleicht ist es an der Zeit, mal ein bisschen zu experimentieren und was Neues auszuprobieren? Gerade am Tisch können wir es uns und den Kindern ja sehr schwer machen oder eben auch nicht! Lassen Sie ein bisschen los in den Ferien und kümmern Sie sich in Zukunft um Ihren eigenen Teller.
Gerne empfehle ich zum Thema die Bücher von Jesper Juul sowie die Kurse von familylab.ch.