Voll im Zeitplan

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Mittwochmorgen, die Kuh auf der grossen Uhr im Kinderzimmer muht. Das macht sie immer um acht Uhr. Zeit, sich fertig zu machen.

Mein Grosser zieht sich die Leuchtweste der Schule über und macht sich auf den Weg. Bis jetzt läuft unser Familienalltag so, wie er sollte. Keine ungeplanten Zwischen- oder Notfälle, voll im Zeitplan.

So laufen wir zu Hause gebliebenen noch ein wenig durch die Wohnung, versorgen ein paar Spielsachen und wirbeln den Staub auf. Noch ein Bilderbuch und dann zum Einkaufen. Bis jetzt: voll im Zeitplan.

Meine Kleine und ich vergleichen im Laden die Farben der Früchte und wählen gutes Gemüse. Zum Schluss besichtigen wir noch ein bisschen die Spielwaren. Dann folgt der Reality-Check an meinem Handgelenk. Wir müssen los. Auf der Heimfahrt sehe ich es, meine Uhr geht nach. Oh Schreck! Wie lange wohl schon? Es reicht gerade noch, vor meinem Sohn zu Hause zu sein. Natürlich ist er zu spät in die Schule gekommen.

Donnerstagmorgen, acht Uhr. Nun, das sollte uns nicht mehr passieren ... Ich habe mir eine rosa Uhr von meiner Tochter ausgeliehen. Jetzt hab ich die Zeit wieder im Griff!

Freitagmorgen, acht Uhr. Alles läuft gut. Keine ungeplanten Zwischen- oder Notfälle, voll im Zeitplan.

Kurz darauf ist mein Sohn wieder zu Hause und sagt: „Mami, ich war heute sehr pünktlich! Nur der Hauswart war vor mir da. Er sagte, wir hätten heute alle frei. Die Brücke, sagt man dem.“

DIE BRÜCKE ... hatte ich völlig vergessen. Aber im Zeitplan wären wir gewesen.

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Die Kolumne stammt aus diesem Buch von Tonia von Gunten, erschienen im Blue Bubble Verlag.