Jenseits aller Erziehungsvorstellungen. Geschichten, die berühren

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«Mehr können wir uns selbst im Märchen nicht wünschen,» schreibt Herbert Renz-Polster im Vorwort. Und recht hat er!

In den Geschichten von Uta Henrich öffnet sich der uns allen bekannte Familien-Alltag. Doch dann kommt es in ihren Geschichten immer irgendwie schräg und anders! Dies ist manchmal echt abgefahren ...

Hier meine Einblicke in die drei Geschichten, welche mir persönlich am besten gefielen. Die erste trägt den Titel: «Couch und Weisheit (frei Haus), (Seite 41). Stell dir vor, du kaufst auf dem Flohmarkt eine rote Couch, die dir zu Hause erzählt, sie sei etwa 110 Jahre in einer Psychotherapiepraxis gestanden und sie hätte nun nach einem neuen Job gesucht. Eine tolle Geschichte!

«(Rastlos) auf dem Weg zur Gegenwärtigkeit», (S. 47) hat mich am wohl am meisten berührt. Sie beginnt mit der Mutter Maja, welche am Ende ihrer Kraft am Küchentisch weint. «Das Leben mit ihren zwei Kleinkindern hatte die einst lebenslustigen und optimistische Frohnatur in eine emotional unausgeglichene und gereizte Person verwandelt.» (Zitat, S. 47). Welche Mutter kennt dies nicht? Der Mann im Job eingespannt, jeder in ihrer Umgebung hatte gut gemeinte Ratschläge, wie man Kinder zu erziehen hätte. Nun, die Mutter wollte sich eine Beraterin suchen. Eine, die ihr sofort fünf bis 22 Tipps geben würde. Sie wollte googeln, aber was sollte sie bloss in das Suchfeld eingeben? Beraterin? Kinder? Das kotzt mich an? Eheberatung? Au-pair-Agentur? (S. 48) Mehr sei hier nicht verraten. Es ist für mich eine unglaublich wertvolle Geschichte, die ich Eltern gerne zum Lesen und darüber nachdenken empfehle.

Die dritte Lieblingsgeschichte von mir heisst: «(In Erziehungsfragen) an einem Strang ziehen». Nun, Lena und Tobias, die Eltern von zwei Kindern, haben in Sachen Erziehung andere Ansichten. «Mit einigem Aufwand konnte sie ihren Mann Tobias von dem Montessori-Kindergarten und später von der Montessori-Schule für den Ältesten überzeugen.» (S. 54). Doch die Schwiegereltern sahen das anders. Ein Hoch auf die Disziplin, auf Konsequenzen und das unbedingte Einhalten von gewissen Grenzen? (Seite 54) Die Familie streitet sich immer öfter, lautstark, bis eines Tages die Polizei im Wohnzimmer der Familie stand. Nun, ob es der Familie gelingen wird, mit Hilfe der Polizei den gegenwärtigen Moment zu geniessen?

Meine Meinung zum Buch

Die Autorin lädt uns mit ihren Geschichten ein, auf die eigene Gedankenreise zu gehen und die Dinge in einem neuen Licht zu sehen. (Seite 12) Und dies gelingt ihr in diesem Buch ausserordentlich gut! Die neun Geschichten entführen im Text wie auch mit den Illustrationen von Ida Henrich immer wieder in neue Überraschungswelten. Bei manchen habe ich den Kopf geschüttelt und gedacht: «Das sehe ich aber nicht so!» Bei andern habe ich genickt: «Oh ja! Genau so geht es mir auch!» Und immer wieder musste ich lachen, liess mich berühren und aufs Neue herausfordern. Gerne empfehle ich Eltern das Buch ohne Tipps und Tricks in Erziehungsfragen.

«Mögen diese Geschichten von Uta Henrich auch dein Leben bereichern!»

Tonia von Gunten von Elternpower.ch

 

Über das Buch: «Jenseits aller Erziehungsvorstellungen. Geschichten, die berühren» von Uta Henrich mit Illustrationen von Ida Henrich, erschienen 2018. Gebundene Ausgabe, 72 Seiten, 15,1 x 1,2 x 21,6 cm, Verlag BoD. Mehr Infos über Uta Henrich und ihre Arbeit Wundersames Lernen gibts hier.